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Milchleistungsprüfung – Fütterungsoptimierung anhand der Kontrolldaten

Die Daten der Milchleistungsprüfung sind ein wichtiges Managementwerkzeug. Mithilfe einer ausgewerteten Milchleistungsprüfung (MLP) kann man die Nährstoffverwertung der Kuh und auffällige Tiere in einer Milchviehherde erkennen.

Die Milchleistungsprüfung ist eine der zentralen Dienstleistungen der Zuchtverbände. Die Angaben zu den Milchmengen und Gehaltswerten bilden die Basis für ein erfolgreiches Management der Milchkuhherde. Die Fett- und Eiweissgehalte liefern zusammen mit den Harnstoff- und Acetongehalten wichtige Informationen zur Optimierung der Fütterung. Die Zellzahlbestimmung ist ein wertvolles Hilfsmittel für die Überwachung der Eutergesundheit.

ANHAND VON ZAHLEN GEZIELT BERATEN

Für Adrian Römer, FORS-Berater in den Kantonen Bern und Solothurn, ist der monatliche MLP-Report ein wichtiges Begleit- und Kontrollinstrument in der Beratung seiner Kunden. Nachstehend erläutert Adrian Römer, wie er die Daten in seine Beratungsarbeit einfliessen lässt.

Bei einer MLP-Analyse kontrolliere ich in einem ersten Schritt die aktuellen Einzelkuhpersistenzen mit den Persistenzen der letzten MLP. Daraus erkenne ich, ob einzelne Kühe aktuell Mühe haben. Zum Beispiel ob die Energieaufnahme die Milchmenge bremst, ob das Tier Stress hat oder ob ein subklinisches Stoffwechselproblem vorliegt. In der Persistenz über alle Tiere sehe ich, ob die Herde gut ausgefüttert ist. Das heisst, die Herde kann über qualitativ gutes Grundfutter genügend Nährstoffe aufnehmen und verwerten. Zudem kann ich beurteilen, ob weitere Stressfaktoren, wie zum Beispiel Hitze, auf die Herde wirken, weil durch diese Faktoren die Persistenz negativ oder positiv ausfällt.

ENERGIEVERSORGUNG

Im zweiten Schritt kontrolliere ich die Energieversorgung der Tiere. Da schaue ich auf den Laktosegehalt, den Fett-Eiweiss- Quotienten (FEQ) und den Milcheiweissgehalt. Beim Laktosegehalt sehen wir es gerne, wenn die Tiere einen Wert von über 4,8 Gramm pro 100 Gramm aufweisen, denn dann hat das Tier genügend Energie und keine Anzeichen für Entzündungen.

Ein tiefer Laktosegehalt von unter 4,6 kommt vor, wenn das Tier zu wenig Energie aufnimmt und folglich zu wenig Glukose zum Euter fliesst oder wenn es unter einer Entzündung leidet. Bei einer Entzündung, sei dies im Euter oder in der Gebärmutter, benötigt der Körper zusätzliche Energie in Form von Glukose. Je nach Grad der Entzündung sind dies 13 bis 17 MJ Netto-Energie-Laktation (NEL) pro Tag. Diese Glukosemenge fehlt für die Milchproduktion und entspricht einer Milchmenge von bis zu 5 Kilogramm Milch.

Anhand des FEQ erkennt man, ob die Energie- und Faserversorgung im Gleichgewicht sind. Wenn ein Tier die benötigte Energiemenge nicht mit dem Verzehr abdecken kann und allenfalls zu viel Körpermasse abbaut, steigt der FEQ. Ab einem Wert von über 1,45 muss das Fressverhalten des Tieres beobachtet werden, da die Wahrscheinlichkeit einer subklinischen Ketose steigt. Ein tiefer FEQ von unter 0,9 ist ein Alarmzeichen für zu tiefen Verzehr oder für zu hohe Futtermittelgaben im Verhältnis zum Grundfutterverzehr.

Auffällige Tiere müssen dann unbedingt überwacht werden. Insbesondere das Fressverhalten, die Pansenfüllung (Hungergrube), der Mist und die Wiederkauzahlen müssen kontrolliert werden. Tiefe FEQ können aber auch in den Sommermonaten auftreten. Dies ist dann ein Zeichen eines tieferen Grundfutterverzehrs, hervorgerufen durch Hitzestress. Durch zu grosse pH-Schwankungen im Pansen während dem Tagesverlauf und einen zu warmen Pansen, in dem sich übermässig viel Laktat bildet, wird die Faserverdauung gehemmt, wodurch der Fettgehalt in der Milch sinkt.

SYNCHRONE RATIONEN

Im dritten Schritt schaue ich die Harnstoffgehalte und Milcheiweissgehalte an. Der Harnstoffgehalt zeigt auf, wie viel Ammoniak im Pansen nicht von den Pansenlebewesen verstoffwechselt wurde. Ein Harnstoffanstieg muss nicht in jedem Fall aus mehr pansenverfügbarem Eiweiss entstanden sein, sondern kann auch aus einer kleineren Menge an pansenverfügbarer Energie (Zucker, schnell verfügbare Stärke) resultieren! Ich bevorzuge eine Spanne von 17 bis 25 Milligramm pro Deziliter Harnstoff. Die Milcheiweissgehalte zeigen, wie synchron der Pansen mit Energie und Stickstoff versorgt wird und wie viel Mikrobeneiweiss aufgebaut wird. Die Mikroben- Eiweissmenge, die ein Pansen in 24 Stunden maximal herstellen kann, liegt bei 3’000 Gramm.

Im letzten Schritt kontrolliere ich die Fruchtbarkeit anhand der Deckdaten und die Zellzahlentwicklung in den verschiedenen Laktationsabschnitten. Zudem schaue ich, ob die Tiere in der Altmelkphase zu viel Gewicht zulegen. Sind all die Schritte ausgewertet, sende ich die MLP-Auswertung an den Betriebsleiter. Am Telefon oder vor Ort bei einem Stallrundgang besprechen wir gemeinsam die Auffälligkeiten.

ORIENTIERUNGSWERTE MLP-AUSWERTUNG – VORTEILE FÜR DEN BETRIEBSLEITER

  • Dank der MLP-Auswertung komme ich schon vorbereitet in den Stall.
  • Mit dem Erfassen von Zahlen aus der MLP machen wir das Management für die Betriebsleiter messbarer, kontrollierbarer und planbarer!

AUFFÄLLIGKEITEN IN DEN MLPS VON DIESEM WINTER

Aufgrund der etwas älteren Grasbestände im Frühling (mehr Neutral-Detergenz-Fasern, NDF) gibt es diesen Winter Rationen, welche für den Pansen mehr Strukturkohlenhydrate wie Hemizellulose und Zellulose, aber dafür weniger Energie bringen. Daraus ergibt sich eine kleinere verfügbare Propionsäuremenge (Energie) für die Pansenlebewesen und die Glukosebildung. Mit den Folgen, dass die Verdauung im Pansen länger und weniger effizient arbeitet als sonst, der Mist eher dicker ist als optimal, der Grundfutterdurchsatz pro Kuh etwas kleiner ist und die Milchmenge tiefer ausfällt. Im Gegenzug fällt aber durch die grösseren Anteile an verdaubaren Pflanzenzellwänden, wie Hemizellulose und Zellulose, mehr Essigsäure im Pansen an, wodurch mehr Milchfett gebildet wird.

Im Fütterungsprogramm der Kunz Kunath AG wird diesen Effekten Rechnung getragen. Dank Versuchen mit fistulierten Kühen werden den Rohstoffen (Grund- und Kraftfutter) Werte für die Abbaubarkeit im Pansen zugewiesen. Auf diese Weise können mit diesem Hilfsmittel Rationen zusammengestellt werden, welche auch bei einer schlechteren Grundfutterqualität zufriedenstellende Resultate erzielen.

FAZIT UMSETZUNG IN DER PRAXIS – AUF SCHWANKUNGEN MUSS REAGIERT WERDEN

  • Fehlt dem Pansen verwertbare Energie, muss diese ergänzt werden. Sonst leiden der Grundfutterdurchsatz der Kuh pro Tag sowie die Verdauungseffizienz im Pansen und folglich die Menge an Milch pro Tag!
  • Ist der Anteil der Strukturkohlenhydrate höher, sollte die Ration mit einer kürzeren Schnittlänge vorgelegt werden. Denn sonst nimmt das Risiko der Selektion zu!
  • Dank dem Wissen über die Nährstoffe der einzelnen FORSFutter kann eine gezieltere Ergänzung erreicht werden.

 

Autor: Adrian Römer

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