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Subklinische Azidose – vielseitige Ursachen und Folgen

SARA (Subacute ruminal acidosis) ist eine nicht erkennbare Übersäuerung des Pansens unter pH 5,8. Diese Stoffwechselstörung entsteht durch mehrere Ursachen und dauert meistens nur drei bis fünf Stunden während des Tages.

Eine kurzzeitige Azidose SARA entsteht nicht nur durch zu grosse Kraftfuttergaben. Vielfach sind hohe Umgebungstemperaturen und Phasen, in der die Kuh nicht die gewünschte Menge an Grundfutter fressen kann, der Grund. Je nach Ration, ob Silo- oder Käsereibetrieb, hat der Pansen seinen optimalen pH-Bereich, in dem er effizient verdaut. Werden aber im Pansen die pH-Schwankungen innerhalb weniger Stunden grösser als 0,8 bis 1,0 pH, wird das Pansenmilieu gestört. Es kommt zu einer nicht sichtbaren Azidose – einer subakuten Azidose SARA. Bei einer subakuten Azidose bleiben die Milchmengen vielfach noch konstant, da die Tiere die benötigte Energie aus der Körpermasse mobilisieren. Nachfolgend finden Sie sieben Ursachen, welche im Tagesverlauf zu pH-Schwankungen führen und somit das Risiko von SARA erhöhen.

 

1) SARA DURCH HITZESTRESS
Bei der Verdauung im Pansen wird viel Wärme frei. Der Pansen gleicht einer Biogasanlage und verhält sich durch die Verdauungsprozesse wie eine Heizung. Zudem heizen auch die grossen Blutmengen, welche zu den Organen fliessen, den Körper der Kuh auf. In der unten stehenden Abbildung ist der thermoneutrale Bereich (grüne Balken) in Abhängigkeit zur Milchleistung abgebildet. Eine Kuh mit 40 Kilogramm Milch verlässt ihre Komfortzone ab 6°C. Ab dann muss die Kuh ihre überschüssige Wärme an die Umgebung abgeben können.

 

2) SARA DURCH MANGELHAFTES WASSERMANAGEMENT
Eine zu kleine Trinkbereitschaft aufgrund nicht schmackhaftem Wasser führt zu pH-Absenkungen und einer Erwärmung des Pansens.

 

3) SARA DURCH DIE LAGERDAUER DER MAISSILAGE
Je länger die Lagerdauer, je hochwertiger die Silage und je höher der Anteil der Maissilage in der Ration, umso grösser ist das Risiko einer Azidose. Grund dafür sind mehr verfügbare Stärke im Pansen und mehr Gärsäuren in der Silage. Die sichtbaren Auswirkungen sind sinkende Milchfettgehalte, eher heller Mist, vielfach steigende Milchleistungen und hohe Laktosegehalte.

 

4) SARA DURCH SOZIALEN STRESS
Ein Gruppenwechsel, z. B. von der Trockenstehergruppe in die Herde der Laktierenden, ein zu schneller Rationenwechsel, eine zu kleine Restfuttermenge oder unregelmässige Fütterungszeiten führen zu einer Verunsicherung der Herde und so zu Stress. Durch die Veränderungen frisst die Herde weniger. Die neu integrierten Tiere in der Herde fressen sogar einige Tage weniger Grundfutter – dies zum Nachteil der Pansenlebewesen. Die sichtbaren Auswirkungen sind eine schwankende Futteraufnahme, Milchmenge und Mistkonsistenz.

 

5) SARA DURCH MANAGEMENTFEHLER
Ein mangelhaftes Fütterungsmanagement führt auch zu pHAbsenkungen und Schwankungen im Pansen. Erfolgt keine regelmässige Versorgung mit Grundfutter, wie zum Beispiel bei Weiden mit zu wenig Gras, können die Tiere ihren Bedarf an Nährstoffen in dieser Phase nicht decken. Dies führt zu weniger Nahrung für die Pansenlebewesen. Auch eine Selektion der Ration durch eine zu lange Schnittlänge oder eine zu trockene Mischung auf dem Futtertisch führt dazu, dass selektiv gefressen wird und der Pansen immer wieder mit anderen Nährstoffen arbeiten muss. Diese Verzehrs- und Nährstoffschwankungen bewirken pHSchwankungen im Pansen. Für die Pansenlebewesen bedeuten diese Schwankungen eine ständige Veränderung ihres Milieus, was ein stetiges Absterben und Wiederentwickeln von neuen Lebewesen im Pansen bewirkt. Die sichtbaren Auswirkungen sind tiefere Milchfett- und Milcheiweissgehalte. Die Mistkonsistenz wird unregelmässig und es entsteht ein grosser Effizienzverlust in der Verdauung, mit der Folge von weniger Milch pro Kilogramm Verzehr.

 

6) SARA DURCH ZU NASSE SILAGE
Durch das veränderte Gärsäuremuster einer nassen Silage ist der pH-Wert mit 4 deutlich niedriger als bei einer trockeneren Silage mit 4,2 pH bis 4,5 pH. Eine nasse Silage bringt zudem pro Kilogramm Frischmasse zusätzliches saures Wasser in den Pansen und erhöht so das Risiko einer Azidose.

 

7) SARA DURCH EINEN PANSEN, DER WÄRMER WIRD
Ist es für die Tiere nicht mehr möglich, ihre Körpertemperatur im optimalen Bereich zu halten, versuchen sie sich durch Schwitzen abzukühlen. Die Tiere fressen zudem weniger Grundfutter und nehmen dadurch weniger Strukturfasern zu sich. Des Weiteren erhöhen sie die Atemfrequenz über die Maulatmung. Durch diese zwei Punkte sinken die Wiederkauminuten pro Tag, was zu einer kleineren Speichelproduktion führt und somit weniger Puffer in Form von Natriumbicarbonat in den Pansen spült. Durch das Kühlen mit Hilfe von Schwitzen verdunsten bereits bei 25°C pro Stunde circa 1,5 Liter Wasser zusammen mit Natriumbicarbonat. Diese Verluste an Wasser und Salz begünstigen eine Absenkung des pH-Werts im Pansen und im Blut. In einem warmen Pansen wird immer mehr Laktat (Milchsäure) gebildet. Dabei gilt: Je wärmer der Pansen ist, desto mehr Laktat wird gebildet. Die steigende Laktatmenge im Pansen bewirkt, dass sich die faserabbauenden Mikroben und Bakterien immer mehr zurückbilden und absterben. Werden keine Gegenmassnahmen getroffen, nimmt die Laktatmenge weiter zu, der Panseninhalt wird sehr sauer und es kommt zu Entzündungen an der Pansenoberfläche. Aus den abgestorbenen Pansenbakterien bilden sich Giftstoffe (Endotoxine), die sich über das Blut im Körper verteilen. Diese Giftstoffe führen zu Entzündungen im Körper. Die ersten sichtbaren Auswirkungen sind ein schwankender Verzehr, heller, unregelmässiger Mist mit längeren Faserteilen (zum Teil mit Gasblasen), träge Kühe und ein Fett-Eiweissquotient unter 0,9. Zudem gibt es langfristigere Folgen: schlechte Besamungsergebnisse, unregelmässiges Umrindern sowie an den Klauen Erkrankungen an der weissen Linie.

 

WICHTIG ZU WISSEN

  • Sinkende Wiederkauminuten pro Tag und Veränderungen im Mist sind Alarmzeichen!
  • Die Tiere zeigen keine klaren Anzeichen einer Übersäuerung!
  • Je geringer die Schwankungen des pH-Wertes im Tagesverlauf sind (< 0,6), desto stabiler ist die Bakterienzusammensetzung im Pansen und desto höher ist die Verdauungseffizienz der Ration.
  • SARA ist vielfach eine saisonale Krankheit und verschwindet auch ohne Gegenmassnahmen wieder. Nur die negativen Folgen (hohe Zellzahlen, Fruchtbarkeits- und Klauenprobleme) bleiben danach noch einige Wochen bis Monate bestehen.
  • SARA betrifft häufig die Tiere mit viel Tagesmilch.
  • Je zucker- und stärkereicher die Grundfuttermittel sind, desto grösser das Risiko von SARA.
  • An warmen und feuchten Tagen ist das Risiko grösser als in der kühleren Jahreszeit.

 

FAZIT

  • Machen Sie zusammen mit Ihrem FORS-Berater eine kontinuierliche Risikoanalyse über das Vorhandensein von SARA in Ihrer Herde.
  • Glätten Sie die unsichtbaren pH-Schwankungen im Pansen mit Puffer wie FORS 7048 StabiloRumen oder mit einer der Kombimischungen (Mineralstoff und Puffer) FORS 2858 Diamant Spezial TMR und FORS 2862 Diamant Stabilomin als Mehl sowie FORS 2864 Vivoviv Stabilomin als Würfel.
  • Wirken Sie dank dem Einsatz von Milchviehfutter mit dem Hefezusatz ProGut der Laktatbildung entgegen.
  • Verhindern Sie mit dem Zusatz FORS 8517 Kaliumsorbat, dass die Ration warm wird.
  • Füttern Sie bei hohen Mengen Leistungsfutter ein Milchviehfutter mit viel beständiger Stärke.
Autor: Adrian Römer

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